Oder: „Der Drops ist noch nicht gelutscht.“
Was für ein spannender Demokratie im Dialog-Abend! Voller Energie und Emotionen, viel Herzblut und Historie. Reich an Wünschen, Sehnsüchten, Erwartungen und an Ideen. Und voller Respekt – für den Mut der anderen, hier die persönliche Meinung zu vertreten, Positionen anzuhören, die nicht die eigenen sind, Stellung zu beziehen, für die eigene Arbeit einzustehen, die man in unterschiedlichen Kontexten rund um den Bielingplatz geleistet hat und leistet.
Zwischen „Der Park ist ein Sehnsuchtsort von mir“ und „Wie soll ich mir einen Parkplatz in einem Parkhaus leisten?“ diskutierten wir die Zukunft, die schon jetzt, in der Gegenwart, beginnt. Denn wie sich im Laufe des Abends herausstellte: „Der Drops ist noch nicht gelutscht“, der Planungsprozess für den Bielingplatz startet erst. Also noch alles offen und alles möglich?
Die Historie: Sieben magere Jahre
„Sieben magere Jahre liegen hinter uns“, in denen „nur ein bisschen hier und ein bisschen da“ passiert ist. In denen die Stadtverwaltung ihr „Vertrauen verspielt“ hat, weil sie eine Boules-Bahn in die pralle Sonne gebaut, Bäume in Kübel gesperrt und „Bänke so hingestellt hat, dass man mit dem Rücken zum Sonnenuntergang sitzt“.
„Sieben magere Jahre“, in denen Anwohner*innen nachts nach Parkplätzen suchen, wenn die ersten Schichtarbeiter*innen sich auf den Weg zur Arbeit machen, und in denen Bürger*innen „ohne Gehör zu finden“ versucht haben, sich für einen besseren Bielingplatz einzusetzen.
Die sieben mageren Jahre begannen 2015, beim Stadtteilfest, mit der Umfrage per Postkarte, was sich die Anwohner*innen für den Bielingplatz wünschen. Was seitdem passiert ist, „ist weder Fisch noch Fleisch“.
Die Zukunft: Sieben fette Jahre
Nun sollen „sieben fette Jahre kommen, in denen endlich was passiert“, in denen der Bielingplatz für die Zukunft fit gemacht wird. Alle sind sich einig: „Es braucht eine Gesamtperspektive“, nicht die Aufteilung des Ganzen in einzelne Orte wie Bielingplatz-Ost und Bielingplatz-West. Schließlich hängt doch alles zusammen, und das eine beeinflusst das andere. Sowie „global und lokal nicht mehr getrennt betrachtet werden können“, kann man auch den Bielingplatz-Ost und den Bielingplatz-West nicht losgelöst voneinander betrachten und auch nicht von St. Johannis insgesamt trennen.
Ganzheitlich und das große Ganze
Also ganzheitlich denken, „bis hin zu Carsharing-Angeboten“, und schon ist man mittendrin in den Herausforderungen der Stadtplanung: „Es gibt so viele Bedürfnisse“ – und so viele, die mitreden: Verkehrsausschuss, Umweltausschuss, Soziales, Kultur… mindestens dreizehn Gremien und Ausschüsse. „Und dann braucht es die Politik“, den politischen Willen also. Denn all die guten, vielseitigen Ideen nutzen nichts, wenn sie am Ende abgelehnt werden. Und dann gibt es am Ende noch etwas: „Es geht immer auch um Geld!“ Ein Stellplatz in einem Parkhaus kostet 40.000 €. Wer zahlt das? Wer kann sich das leisten? Die Gesellschaft? Der / die Einzelne? Und geht es auch anders?
Und dann geht es ja noch um das große Ganze, das ebenfalls Fragen aufwirft: Das “Klimaurteil vom Bundesverfassungsgericht” – wird das bei der Stadtplanung denn überhaupt berücksichtigt? “Das muß doch jetzt umgesetzt werden! Bei allem, was wir planen!”
Bielingplatz, eine Herzensangelegenheit aller…
… für jede*n auf ihre und seine Weise. Und genau das macht´s! Drei Perspektiven für den Bielingplatz mit Umfeld entstehen heute Abend – und so unterschiedlich sind sie am Ende gar nicht. Jede*r markiert – entsprechend der Herzensangelegenheit – mit insgesamt fünf Herzchen, welche fünf Ideen ihm / ihr für den Bielingplatz, um den sich alles dreht, am besten gefallen.
Und nun?
Was passiert jetzt mit diesen guten, konstruktiven, zukunftsorientierten Vorschlägen? Sind sie bloß für die Schublade? Die große Sorge in der Runde: Wird das wieder wohlwollend abgenickt, und dann doch ignoriert?
Wir hoffen nicht!
Denn es ist ja so: „Der Drops ist noch nicht gelutscht!“ Und wie sich heute Abend wiedermal gezeigt hat: Stadtplanung mit Bürger*innen ist möglich. Sie kennen sich aus, machen sich viele Gedanken, sehen das Ganze und sind gute Expert*innen, was ihren Stadtteil anbelangt. Jetzt wird es zur Frage des politischen Willens…
Wir danken allen teilnehmenden Bürger*innen
und den Vertreter*innen aus dem Stadtrat und der Verwaltung,
dass ihr euch auf das kurvenreiche Abenteuer heute Abend eingelassen
und Demokratie im Dialog gelebt habt!
Vielen lieben Dank an die Moderatorin Rebekka Schmidt für den kühlen Kopf und dass du uns sicher und flexibel durch die Kurven gelenkt hast!
Vielen lieben Dank an Clara Grell von der Koordinierungs- und Fachstelle Nürnberger Partnerschaft für Demokratie für die stets gute Kooperation!
Wir werden wohl alle mit Herzblut am Bielingplatz dranbleiben, und es wird sicher nicht unser letzter Austausch zum Bielingplatz gewesen sein. Gemeinsam verfolgen wir den Prozess weiter und bringen uns gerne dauerhaft kreativ und lösungsorientiert ein!
Mit der Verwandlung von Verkehrsfläche am Bielingplatz in einen Gemeinschaftsgarten unterstützen wir die Umsetzung folgender Entwicklungsziele: