Projekt Wiese: Wie grün ist oder wie bunt kann eine Wiese sein?

Um es gleich vor­weg zu neh­men: Wie­sen sind ganz schön bunt! Bis zu 60 ver­schie­de­ne Pflan­zen­ar­ten kann man auf einem Qua­drat­me­ter Wie­se fin­den. Aller­dings fin­det man auf vie­len Wie­sen heu­te gera­de mal noch an die 10, mit etwas Glück noch an die 20 Pflan­zen­ar­ten. Ent­spre­chend nega­tiv wirkt sich das auch auf die Tier­welt aus.

Der Ort und das Projekt

Auf einem Wie­sen­stück am Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­platz in Kucha, das der Gemein­de Offen­hau­sen gehört, wol­len wir ver­su­chen, die Arten­viel­falt lokal wie­der zu erhö­hen. Tipps dazu gibt u. a. das Bayr. Lands­amt für Umwelt. Aktu­ell fin­den sich noch ca. 12 Blüh­ar­ten vor Ort (sie­he Wie­sen­ana­ly­se unten), eini­ge von ihnen wach­sen nur ver­ein­zelt. An die 15 bis 20 wei­te­re Arten könn­ten hier aber noch wach­sen. Pro Pflan­zen­art rech­net man mit 8 bis 10 vor­kom­men­den Tier­ar­ten. Das zeigt, was jede Art mehr für eine Wie­se bedeu­tet.
Der wich­tigs­te Schritt: Weni­ger und nicht alles auf ein­mal mähen. So kön­nen Pflan­zen Samen bil­den und sich aus­sä­en. Win­ter­quar­tie­re für alle mög­li­chen Tie­re und Fut­ter­stel­len für Vögel blei­ben erhal­ten. Kreis­läu­fe schlie­ßen sich wie­der.
Da vie­le Arten nicht mehr aus dem direk­ten Umfeld ein­wan­dern kön­nen, wol­len wir außer­dem auf einem Teil der Flä­che bestimm­te Pflan­zen gezielt ansä­en oder ein­set­zen. Ein­mal Ver­schwun­de­nes wie­der dau­er­haft und sta­bil zurück­zu­ho­len, ist nicht so leicht wie man mei­nen möch­te.
Es braucht auf jeden Fall Geduld und Zeit! Wir sind gespannt, ob es uns gelin­gen wird!

Sam­men­samm­lung für´s Wiesenprojekt

Mit wech­seln­den Aus­hän­gen wol­len wir das Pro­jekt durch´s Jahr beglei­ten und über den Pro­zess infor­mie­ren. Um die Aus­gangs­la­ge fest­zu­hal­ten, hier eine klei­ne Ana­ly­se des Ist-Zustands: 

Eine kleine Wiesenanalyse – Ist-Zustand:

Im obe­ren und lin­ken Teil wächst eher dün­ne­res Gras, in der unte­ren Schicht blüht es mehr, z. B. Stern­mie­re oder Hop­fen­klee. Im unte­ren Teil steht die Wie­se etwas schat­ti­ger, durch die Hang­la­ge ist es wohl auch feuch­ter. Dort domi­niert das sat­ter wach­sen­de Knäul­gras. Das Mäde­süß zeigt eher nas­sen Boden an. Die­se klei­nen Unter­schie­de im Bewuchs schaf­fen wich­ti­ge Struk­tu­ren­viel­falt (ein Aspekt der Bio­di­ver­si­tät), die von den Tier­ar­ten wie­der­um ganz unter­schied­lich bevor­zugt und genutzt werden.

Was im Früh­jahr auf der Flä­che wächst, lässt sich jetzt im Som­mer nicht mehr bestim­men. Mit­te Juni waren fol­gen­de Arten auf der Wie­se zu fin­den (ohne Gewähr auf Vollständigkeit):

Roter Wie­sen­klee
Wie­sen-Glo­cken­blu­me (eine!)
Wie­sen­lab­kraut (flä­chig)
Wie­sen-Platt­erb­se
Zaun-Wicke (nur vereinzelt)

Spitz­we­ge­rich
Klei­ner Sau­er­amp­fer
Stern­mie­re (nur ver­ein­zelt)
Mäde­süß

Hop­fen­klee
Wie­sen­pip­pau (nur ver­ein­zelt)
Frau­en­man­tel
und ver­schie­de­ne Grä­ser, u. a. Knäulgras

Wei­te­re 15 bis 20 Blüh­ar­ten könn­ten auf der Flä­che wach­sen, zum Bei­spiel (Fotos sie­he Links):

Artenschutz ist Klimaschutz

Pro Pflan­zen­art rech­net man mit etwa 8 bis 10 vor­kom­men­den Tier­ar­ten. Das zeigt, was jede Art mehr für eine Wie­se bedeu­tet. Wie man mitt­ler­wei­le weiß, wirkt sich eine hohe Arten­viel­falt auf der Wie­se posi­tiv auf den Boden aus. Sie führt zu sta­bi­le­ren und gesün­de­ren Böden. Gesun­de Böden wie­der­um spei­chern mehr CO2. Auch ande­re Öko­sys­tem­dienst­leis­tun­gen ver­bes­sern sich. So kön­nen arten­rei­che Wie­sen mit gesun­den Böden mehr Was­ser auf­neh­men, was wie­der­um den Hoch­was­ser­schutz und die Trink­was­ser­auf­be­rei­tung ver­bes­sert. Arten­schutz auf Wie­sen ist also direkt auch Klimaschutz.

Die Wie­sen­flä­che am Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­platz in Kucha

weitere Hintergrundinfos:

Ganz gene­rell wächst etwa die Hälf­te der ca. 4.000 hei­mi­schen Farn- und Blü­ten­pflan­zen auf Grün­land, von all den Tie­ren, die hier leben, ganz zu schwei­gen. Wie­sen sind bedeu­ten­de Lebens­räu­me mit hoher Arten­viel­falt. Obwohl sie ursprüng­lich durch die Akti­vi­tä­ten des Men­schen ent­stan­den sind und sich über unse­re gan­ze Kul­tur­land­schaft aus­be­rei­tet haben, geht seit etwa 150 Jah­ren die Arten­viel­falt auf Wie­sen rapi­de zurück. Beson­ders stark ist der Rück­gang seit den 1960er Jahren.

Die Grün­de für das Ver­schwin­den der Arten sind bekannt: Dün­ger- und Pes­ti­zid­ein­satz, und seit Jahr­zehn­ten wird zu oft, groß­flä­chig und zu „ordent­lich“ gemäht. Das Sau­ber­keits­ide­al in Kom­bi­na­ti­on mit all den tech­ni­schen Mäh-Mög­lich­kei­ten sind in unse­rer Land­schaft zu einem star­ken Trei­ber für das Arten­ster­ben geworden.

So haben Wie­sen­pflan­zen kaum mehr die Mög­lich­keit, ihre Samen rei­fen zu las­sen und sich aus­zu­sä­en. Die Fol­ge: Über die Jahr­zehn­te hat sich der Samen­pool im Boden so erschöpft, dass vie­le Arten nicht mehr nach­wach­sen und ver­schwin­den. Ein­mal ver­schwun­den, kön­nen sie sich auch dann nicht mehr ein­wan­dern, wenn sich an ein­zel­nen Stel­len die Bedin­gun­gen ver­bes­sern. Mit ihnen ver­schwin­den auch die Tie­re, die auf die Wie­sen­ar­ten ange­wie­sen sind. Das Öko­sys­tem und der Mut­ter­bo­den lau­gen aus, die Wie­se kann ihre Öko­sys­tem­diens­te­lis­tun­gen wie CO2 spei­chern, Trink­was­ser auf­be­rei­ten, Was­ser auf­neh­men – nicht mehr erfüllen.


Wir möch­ten einen wich­ti­gen Aus­tausch ansto­ßen, ins gemein­sa­me Tun kom­men und die Umset­zung fol­gen­der SDGs im schö­nen Ham­mer­bach­tal unterstützen: