SDG 12 in der Praxis: “Was ist das, Alufolie?”

Nach­hal­tig kon­su­mie­ren ist nur mög­lich, wenn man auch weiß, wor­auf man ach­ten muß, und dafür muß man sich erst­mal aus­ken­nen. SDG 12 und SDG 4 – Bil­dung – grei­fen hier also eng inein­an­der. Dank der finan­zi­el­len Unter­stüt­zung durch die Spar­da-Bank Nürn­berg ist es uns mög­lich, die Klas­se 1e der Sper­ber­schu­le über meh­re­re Schul­stun­den hin­weg umwelt­päd­ago­gisch zu beglei­ten und uns zusam­men mit den Kin­dern inten­siv mit wich­ti­gem Basis­wis­sen rund um nach­hal­ti­gen Kon­sum aus­ein­an­der­zu­set­zen. Wie schon so oft zeig­te sich auch hier wie­der, was die Kom­bi­na­ti­on Lehr­kraft plus exter­ne Unter­stüt­zung alles ermög­licht, und dass bei so einer Zusam­men­ar­beit 1+1 deut­lich mehr als “nur” 2 erge­ben kann. Aber lest selbst!


„Aber das ist doch weich! Das kann kein Metall sein. Metall ist doch hart!“ Die Kin­der der Klas­se 1e der Sper­ber­schu­le in der Nürn­ber­ger Süd­stadt sind ganz auf­ge­regt. Denn die Müll-Exper­tin Anna Hiel­scher ist heu­te zu Besuch. Und gemein­sam kom­men sie dem Rät­sel vom wei­chen Metall auf die Schli­che: Mit einer Sche­re wird der Geträn­ke­kar­ton auf­ge­schnit­ten, die ver­schie­de­nen Schich­ten kom­men zum Vor­schein. Ja, wenn Metall so dünn ist, dann ist es auch bieg­sam! „Alu­mi­ni­um­fo­lie“ wird zu dem neu­en Lieb­lings­wort der Erst­kläss­le­rin­nen und Erst­kläss­ler – so schwie­rig aus­zu­spre­chen und über­all zu ent­de­cken! Auf jeden Fall kommt die­ses Stück also in die Gel­be Ton­ne, zu den Verpackungen.

In den drei Müll­ei­mern, die im Klas­sen­zim­mer ste­hen, geht es ziem­lich bunt durch­ein­an­der. Die Leh­re­rin Susan­ne Pech­stein möch­te das ändern. Sie enga­giert sich seit vie­len Jah­ren für mehr Umwelt­be­wusst­sein im Unter­richt und greift es im gan­zen Schul­jahr immer wie­der auf. „Es ist so wich­tig, dass die Kin­der das schon früh ler­nen. Und es hängt ja alles mit­ein­an­der zusam­men. Müll ist ein guter Ein­stieg, um sich mit Roh­stof­fen, Umwelt­ver­schmut­zung und Nach­hal­tig­keit zu beschäf­ti­gen. Und es geht auch um Respekt: Wie gehen wir mit der Welt und mit­ein­an­der um?“

An den fol­gen­den Pro­jekt­ta­gen erfah­ren die Kin­der viel über Müll – und was man aus den wert­vol­len Roh­stof­fen her­stel­len kann. Die Geträn­ke­kar­tons zum Bei­spiel las­sen sich nur sehr schwer wie­der in ihre Bestand­tei­le zer­le­gen. Viel bes­ser sind Pfand­fla­schen. Ein Jun­ge erklärt den ande­ren, wie das am Auto­ma­ten im Super­markt funk­tio­niert. Doch als die Kin­der meh­re­re Pfand­fla­schen ver­glei­chen, stel­len sie fest: Es gibt ver­schie­de­ne Sym­bo­le! Puh, alles ganz schön kom­pli­ziert. Aber sie las­sen nicht locker: Sie gestal­ten Pla­ka­te, um das Gelern­te fest­zu­hal­ten. Mit Bil­dern und kur­zen Sät­zen drü­cken sie aus was ihnen wich­tig ist: „Der Müll ist gefähr­lich für die Tie­re im Meer: Haie und Delfine.“

Das „Müll-Pro­jekt“ fin­det statt im Rah­men von SDGs go to school über eine Koope­ra­ti­on der Sper­ber-Schu­le mit dem Nürn­ber­ger Nach­hal­tig­keits­ver­ein Blue­pin­gu e.V.. Durch die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Spar­da-Bank Nürn­berg kön­nen gut­qua­li­fi­zier­te Referent*innen ein­ge­setzt werden.

„Ich erklä­re das immer mei­ner Mama, die wirft immer alles in einen Eimer. Die macht das falsch“, berich­tet ein Jun­ge am drit­ten Tag. Die Kin­der sind selbst zu Müllexpert*innen gewor­den und geben ihr Wis­sen wei­ter, auch an ande­re Kin­der der Schu­le. In einem Vor­trag vor der 2. Klas­se erklä­ren sie, wel­cher Abfall in wel­chen Eimer kommt und tes­ten das Publi­kum mit einem Müll-Sor­tier-Spiel. Dafür gibt es gro­ßen Applaus. „Die Kin­der sind stolz dar­auf, dass sie etwas Gutes tun kön­nen und begeis­tern damit die ande­ren. Das ist die posi­ti­ve Dyna­mik, die wir brau­chen, um die öko­lo­gi­schen Pro­ble­me unse­rer Zeit anzu­pa­cken“, sagt Anna Hiel­scher, die als Nach­hal­tig­keits­päd­ago­gin das Pro­jekt beglei­tet hat.
Weil die Prä­sen­ta­tio­nen so gut geklappt haben, über­legt nun die Klas­sen­lei­tung, ob ihre Erstklässler*innen ihre Prä­sen­ta­ti­on vor wei­te­ren 2. Klas­sen wie­der­ho­len. Es ist ein­fach eine gute Übung für die Kin­der, die stolz auf ihr erwor­be­nes Wis­sen sind und beim Prä­sen­tie­ren wachsen.

Die Müll­ei­mer im Klas­sen­zim­mer sind mitt­ler­wei­le übri­gens so gut sor­tiert, dass sich vie­le Erwach­se­ne dar­an ein Bei­spiel neh­men kön­nen. Wei­ter so!


Nur, wenn wir unse­ren Umgang mit Res­sour­cen ver­ste­hen und unse­ren Res­sour­cen­ver­brauch mas­siv redu­zie­ren, schaf­fen wir es, den Earth Over­shoot Day wie­der Rich­tung Weih­nach­ten zu rücken. Die Gren­zen unse­res Pla­ne­ten sind längst aus­ge­reizt, und auch, wenn zu vie­le Men­schen, auch in der Poli­tik, dies ger­ne igno­rie­ren, die Aus­wir­kun­gen sind bereits da. Wir blei­ben dran, weil uns das viel­fäl­ti­ge Leben auf die­ser Erde am Her­zen liegt.