Kooperationspartner aus der Wissenschaft
Prof. Ingrid Burgstaller,
Architektin & Stadtplanerin
Stadtgesellschaften haben über die Jahrhunderte immer wieder neue Formen der Gartenkultur entwickelt. Viele sind bis heute wertvolle, in den Stadtgrundriss eingebettete Ruhepoole, wirken klimaausgleichend und sind en passant erkenntnisreiche Schauobjekte. Die Stadt Nürnberg hat im Laufe ihrer Geschichte einige starke Beispiele hervorgebracht. Alle Gärten haben bzw. hatten aufgrund ihrer Lage eine städtebauliche Bedeutung und werden durch architektonische Elemente charakterisiert.
So geben die Hesperidengärten an der Johannisstraße noch heute Auskunft über den ehemaligen Kranz an Bürgergärten um die Nürnberger Stadtmauer, dem „Circuli Viridarii“, der auch namensgebend für die Stadtviertel „Gärten hinter der Veste“ oder „Gärten bei Wöhrd“ war. Die ursprünglich von der Arbeiterbevölkerung geprägte Kleingartenkultur ist an vielen Stellen im Stadtraum zu finden. Auch die Gemüseproduktion im Knoblauchsland im Nürnberger Norden trägt zum gärtnerischen Bewusstsein der Nürnberger Bürger bei. Umgreifende Veränderungen in den Anbaumethoden zeugen von starkem wirtschaftlichen Druck und Veränderungen der Verbraucheransprüche.
Die aktuelle Stadtgesellschaft hat ein hohes Interesse an Gartenkulturen. Die Lust am ‚Garteln’ hat in Form des ‚Urban Gardening’ einen zeitgemäßen Ausdruck gefunden. Ausgehend von New York hat diese Bewegung längst auch Nürnberg erreicht…‚ Urbane Landwirtschaft’ gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen: Vom Urban Gardening, der ’essbaren Stadt’ bis hin zum Anbau in Gewerbehallen, Glashäusern, Fabriketagen oder Tiefgeschossen.
Die Innovation und Zukunft Stiftung und das Team von SDGs go local beabsichtigen im Sinne der gärtnerischen Tradition einen Weltacker an städtebaulich sinnvoller Stelle zu platzieren. Auf 2000 qm (weltweite Gesamtanbaufläche / Weltbevölkerung) wird für jeden anschaulich angebaut was der Mensch zum Leben benötigt. Das Spektrum reicht von der Ernährung, der Tierernährung über die Rohstoffe für Kleidung bis zum Biosprit. In unserem Seminar haben wir sinnvolle Orte und deren städtebauliche integrative Wirkung und gestalterischen Potentiale erforscht. Welche historischen Entwicklungen der Gartenkultur sind von städtebaulicher Relevanz? Welche architektonischen Attribute wären heute sinnvoll. Sind es Ausstellungselemente? Orte zum Verweilen und Diskutieren? Orangerien, Glashäuser, oder?
Ziel war, aus Sicht der städtebauenden Architekt*in und aufbauend auf historische und weltweitweite Entwicklungen, ein zeitgemäßes urbanes Erscheinungsbild für den Weltacker zu entwerfen. Die Ergebnisse sind in einer Dokumentation veröffentlicht und werden in unserer Austellung öffentlich gezeigt. Die Lehrforschung wurde von der Innovation und Zukunft Stiftung gefördert.
Illustratorin Titelbild: Angela Hauber
Mit einem Weltacker in Nürnberg möchten wir auf unseren ökologischen Fußabdruck aufmerksam machen, ein Bewusstsein für folgende SDGs schaffen sowie einen Beitrag zu ihrer Umsetzung leisten: