Besuch in der Biodiversitätsgemeinde Tännesberg
Wie lässt sich mehr Artenschutz auf den Gemeindeflächen umsetzen? Nicht nur eine Frage des KnowHows und der Technik, sondern auch der inneren Einstellung und der über jahrzehnte eingeübten Gewohnheiten, sowohl derjenigen, die sich um die Gemeindeflächen kümmern, als auch der Entscheidungsträger*innen und nicht zuletzt auch der Bürgerschaft. Es braucht ein bißchen Mut, sich auf etwas Neues einzulassen. Und einen neuen Blick auf unsere Landschaft. Und es braucht sachkundige und fachlich versierte Argumente und ein gutes Standing gegenüber Beharrer*innen in Diskussionen. Dass etwas passieren muß, und das besser heute als irgendwann, ist unumstritten. Dass man gemeinsam mehr erreichen kann als alleine, auch. Und dass niemand das Rad neu erfinden muß, ist auch nichts Neues.
“Wir müssen was machen, das ist ganz klar. Es geht ums Artensterben. Und die Klimakrise wird richtig reinmarschieren.”
Johann Peter Wiesent, Geschäftsstellenleiter Markt Tännesberg
Und genau deswegen fand im Rahmen der Reihe Natur, Klima & Wir ein wichtiger Austausch statt, ein Besuch in der Biodiversiätsgemeinde Tännesberg, für interessierte Bürgermeister*innen und Bauhofmitarbeiter.
Denn Tännesberg hat sich schon vor vielen Jahren auf den Weg gemacht und beweist als erste Biodiversitätsgemeinde, dass es geht. “Auch, wenn ma manchmal auf´d Nas´n fällt”, so Ludwig Gürtler, Erster Bürgermeister Markt Tännesberg. Doch dadurch muß man sich nicht entmutigen lassen: “Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.” Der Schlüssel zum Erfolg sind drei Bausteine, da sind sich Ludwig Gürtler und Johann Peter Wiesent, Geschäftsstellenleiter, einig:
der politische Wille, Bürger mitnehmen und “Ohne Partner geht nichts.”
Die Liste der Partnerschaften, mit denen Tännesberg im engen Austausch steht und die alle gemeinsam mit großem Engagement die Aufgabe “Schutz, Erhalt und Aufbau der Biodiversität in Tännesberg” voranbringen, ist lang. Unter anderem zählen der Landesverband für Vogelschutz (LBV), das Amt für ländliche Entwicklung (ALE), die Naturparkranger und die Umsetzungsbegleitungen der ILE (Integrierte ländliche Entwicklung) dazu. Die Liste der Maßnahmen, Projekte und Aktionen ist ebenfalls lang.
Mit Projekten wie G‘Artenvielfalt, über das die Gemeinde eine kostenlose Beratung für Privatgärten anbieten konnte, oder über organisierte Pflanzaktionen mit heimischen Straucharten und Obstbäumen bringt Tännesberg “die ökologischen Maßnahmen mit den Menschen zusammen”. “Das sind kleine Angebote, die den Menschen hier einen Mehrwert bringen. Die kosten nicht viel und haben einen guten Effekt”, erklärt Bürgermeister Gürtler.
Als vierten wichtigen Baustein lässt sich die Öffentlichkeitsarbeit ergänzen. “Ganz wichtig ist: Keine Eintagsfliegen. Immer wieder an unterschiedlichen Stellen wiederholen”, und zwar über alle Kommunikationskanäle hinweg, die einer Gemeinde zur Verfügung stehen, fasst Ludwig Gürtler seine Erfahrungen in dieser Hinsicht zusammen. So bringen zum Beispiel die Tännesberger Nachrichten in jeder zweiten Ausgabe konsequent Themen rund um Biodiversität.
Am politischen Willen fehlt es in Tännesberg definitiv nicht. Das zeigt sich schon allein daran, dass sich Bürgermeister Gürtler, Geschäftsleiter Wiesent und zahlreiche Vertreter*innen aus den oben genannten Partnerschaften den ganzen Tag Zeit für ihre Gäste nahmen. Keine Selbstverständlichkeit! Die Begeisterung aller, über Verwaltungseinheiten, Institutionen und Organisationen hinweg gemeinsam konstruktiv die Biodiversität in Tännesberg voranzubringen, den Menschen den Mehrwert aufzuzeigen, Schwierigkeiten als Herausforderungen zu sehen, und zusammen mit engagierter Kreativität nach Wegen – auch in finanzieller Hinsicht – zu suchen, war sehr beeindruckend und macht Mut, denn es zeigt: Veränderungen sind möglich!
Dafür möchten wir uns an dieser Stelle nochmal ganz herzlich bedanken! Auch für den herzlichen Empfang, die große Offenheit, Erfahrungen zu teilen, das umfassende spannende Programm, dass sich so viele Menschen für diesen Besuch Zeit genommen haben und nicht zuletzt auch für die großzügige Versorgung mit regionalen Produkten für´s leibliche Wohl: Einfach DANKE! Wir haben sehr viel mitgenommen, die Eindrücke schwingen in uns nach und wir sind sicher: Es wird uns weiter voranbringen!
Wir freuen uns auf weiteren Austausch und auf einen möglichen – hoffentlich baldigen – Gegenbesuch, vielleicht zum Thema Energiewende!?
Gemeinsam bringen wir die Dinge voran!