Das Leben in Gemeinschaft gilt als eine der ursprünglichsten Formen des menschlichen Zusammenlebens. Kein Wunder also, dass wir auch heute noch Gefallen am Gemeinschafts“er“leben finden und es teilweise sogar brauchen, um uns wohlzufühlen. Einige Vorurteile gegenüber Gemeinschaften oder Gemeinschaftsprojekten halten sich jedoch hartnäckig: Sie seien kompliziert, erforderten lange Absprachen, Einzelne machten alles, alle anderen seien faul. Na, erwischt? Die Liste ließe sich fortsetzen. Wird sie aber nicht.
Denn: Es geht auch anders! Wie man in den Gemeinschaftsgärten am Bielingplatz und im Lindengarten sieht. Beide sind im Jahre 2021 in Kooperation zwischen der Essbaren Stadt und SDGs go local entstanden.
Die Geheimzutat für reibungslose Gemeinschaftsprojekte heißt Rollenverteilung. Es ist nicht die einzige Zutat, aber eine sehr wichtige, um die Freude am gemeinschaftlichen Tun zu behalten. Welche Rollen es gibt und wie diese zugeteilt werden, steht im Folgenden.
Welche Rollen gibt es?
Wer einen Gemeinschaftsgarten gründet, braucht eine Fläche und eine Gemeinschaft, die den Garten aufbaut und pflegt. Die Gemeinschaft muss sich erst bilden. Um sicherzugehen, dass sie in die gleiche Richtung strebt, ist es sinnvoll, gemeinsam eine Traumreise in die Zukunft des Gemeinschaftsgartens zu machen. Wenn die Zielrichtung steht, stellt sich die Frage: “Wer macht was?”. Besser noch: “Wer will was machen?”. Zur Auswahl stehen die Rollen
- Bau(an)leiter*in
- Gieß(an)leiter*in
- Kommunikationsbeauftragte/r
- Pflanzexpert*in und ‑planer*in
- Öffentlichkeitsarbeitbeauftragte/r
- Instandhalter*in
- Neuen-Einweiser*in
- Finanzbeauftragte/r.
Wie werden die Rollen verteilt?
In den Gemeinschaftsgärten am Bielingplatz und im Lindengarten entsprach die Rollenverteilung diesem Ablauf:
Die einzelnen Gruppenmitglieder überlegen sich, was sie gut können oder was sie neu lernen möchten und wie viel Zeit sie investieren können. Sie wählen eine oder mehrere passende Rollen aus. Um die Rollenwahl sichtbar zu machen, nimmt sich jede/r die Karten, auf denen der entsprechende Rollenname steht. Innerhalb einer Rolle gibt es nun mehrere Rollenvertreter*innen. Sie erkennen die anderen Rollenvertreter*innen anhand der Karten und lernen sich in Kleingruppen kennen.
Damit Absprachen zwischen den Rollen funktionieren, ist es wichtig, zwei Repräsentant*innen zu wählen. Meist findet sich jemand. Wenn nicht, kann man gemeinsam soziokratisch wählen (mehr dazu hier). Die Repräsentant*innen haben die Funktion, Informationen weiterzugeben und einzuholen. Sie haben nicht mehr Entscheidungsbefugnis als die anderen Rollenvertreter*innen. Alle Aufgaben, die einer Rolle angehören, besprechen ab nun die Rollenvertreter*innen gemeinsam.
Für die Gemeinschaftsbildung ist es sehr wichtig, regelmäßig schöne Gemeinschaftsaktionen wie ein Gartenfest anzubieten. Sonst bringt auch die beste Rollenverteilung nichts, weil der soziale Kitt die Gruppe nicht zusammenhält. Der “soziale Kitt”, noch so eine Geheimzutat… 😉
Die Kraft der kollektiven Weisheit
Dass eine sinnvolle Aufgabenverteilung die Zusammenarbeit erleichtert, ist klar. Die Verteilung von Rollen hilft dabei ungemein – ob in ehrenamtlichen Gemeinschaftsgartenprojekten oder im Arbeitsumfeld.
Wer mehr zu Gemeinschaftsprojekten erfahren will, dem sei das Buch “Die Kraft der kollektiven Weisheit” von Kosha Anja Joubert empfohlen. Sie gibt einen guten Einblick in das Potenzial von Gemeinschaft – vom lokalen bis zum globalen Level.
Mit Gemeinschaftsgartenprojekten unterstützen wir die Stadt Nürnberg auf dem Weg zur Klimaneutralität, bei der Anpassung an die Klimakrise und bei der Umsetzung folgender Nachhaltigkeitsziele in unserer Stadt: