Ein Acker mitten in der Stadt
Im Sommersemester 2021 bot Ingrid Burgstaller, Professorin für Stadtplanung, an der Technischen Hochschule Nürnberg ein besonderes Lehrforschungsprojekt: “Wie und wo ließe sich in Nürnberg ein Acker verträglich urbanisieren?” Ein Acker mitten in der Stadt – wo gibt es denn sowas? Ja, aktuell gibt es das eben noch nicht – zumindest nicht in der Metroploregion Nürnberg. Aber was nicht ist, soll werden! Nürnberg soll einen Weltacker bekommen, das ist der Plan. Was uns dafür noch fehlt, ist ein geeigneter Standort.
Die Ansprüche an diesen Standort sind hoch: Er soll mitten in der Stadt liegen und gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln sein. Er soll ein Ort der Begegnung, der Bildung und der Kultur sein. Im Idealfall entsiegeln wir Flächen und verwandeln toten Untergrund zurück in lebendigen Boden, der Wasser aufnehmen kann. Stichwort: Schwammstadt. Apropos Wasser: Regenwassernutzung steht natürlich mit ganz oben auf der Liste. Überhaupt soll das Konzept des Weltackers – vom Bau und Unterhalt der notwendigen Gebäude bis hin zur Bewirtschaftung der Flächen und den dort geplanten Bildungs- und Kulturveranstaltungen – ganzheitlich gedacht werden. Oder um es mit anderen Worten zu sagen:
“Der Bauer trifft die Architektin –
über Fakultätsgrezen hinweg verbinden und die Dinge neu denken.”
(Prof. Dr. Jan Niessen, TH Nürnberg)
Eine große Herausforderung also, die die Architekturstudent*innen der TH Nürnberg aber gerne annahmen. Das Seminar war innerhalb von “eineinhalb Minuten” ausgebucht, so Ingrid Burgstaller.
18 Master-Studierende, 6 Standorte, 9 Entwürfe
Nach wochenlangem planen, diskutieren, analysieren, skizzieren, zeichnen und Modelle bauen war es am 28. Juli endlich soweit: Zusammen mit Ingrid Burgstaller stellten die Studierenden in einer öffentlichen Hybrid-Veranstaltung (an der TH vor Ort und digital) ihre Ideen und Empfehlungen allen Weltacker-Beteiligten und ‑Interessierten, der Presse sowie eingeladenen Entscheidungsträger*innen aus Nürnbergs Politik und Verwaltung vor. In den Entwürfen spiegelt sich nicht nur die Vielfalt an Möglichkeiten wider, mit denen man das Projekt Weltacker angehen kann, sondern auch die Vielfalt der Persönlichkeiten der Studierenden selbst sowie die der Orte.
„Wir wünschen uns, dass der Besucher mal seinen Arm austreckt,
sich Weintrauben pflückt und nascht, und dabei der Musik lauscht.“
Die sechs analysierten Standorte verteilen sich rund um die Nürnberger Innenstadt und sind in der Von-der-Tann-Straße, der Krugstraße, Am Wegfeld, in der Braillestraße, der Stephanstraße und am Hiroshimaplatz.
Mit großer Spannung und großem Interesse verfolgten wir die Konzeptvorstellungen der Studierenden. Für jeden Standort wurden tolle Ideen entwickelt und vielfältige Möglichkeiten aufgezeigt, wie man einen Weltacker konzipieren und umsetzen könnte. Nur gut, dass wir uns nicht sofort für ein Konzept entscheiden müssen! Vielleicht lassen sich auch – wenn wir denn mal einen festen Standort bekommen haben – die besten Ideen aus den unterschiedlichen Konzepten neu kombinieren…?
Wir hoffen, dass wir eine Möglichkeit finden, all diese spannenden, ganz unterschiedlichen Konzepte und Ideen zugänglich machen zu können.
Anmerkung 15.11.2021: Aktuell planen wir eine Wanderausstellung, in der die Modelle der Studierenden gezeigt werden. Infos hier auf der Webseite und unter Termine.
Ergänzung 13.12.2021:
HIER geht es zum Download der Dokumentation der studentischen Arbeiten.
Vielen Dank für euer Engagement und eure Bereitschaft,
sich auf dieses spannende Projekt einzulassen!
Mit einem Weltacker in Nürnberg möchten wir auf unseren ökologischen Fußabdruck aufmerksam machen, ein Bewusstsein für folgende SDGs schaffen sowie einen Beitrag zu ihrer Umsetzung leisten: